> > > 6. Deutscher Computerspielepreis – Nominierungsrekord

6. Deutscher Computerspielepreis – Nominierungsrekord

Jedes Jahr werden die besten deutschen Spiele mit dem Computerspielpreis ausgezeichnet. Dabei ist die Verleihung in den vergangenen Jahren nicht unumstritten gewesen und wurde teilweise als „Farce“ betrachtet.

Deutscher Computerspielpreis (Logo: deutscher-computerspielpreis.de)München (ep/dpa) – Der deutsche Computerspielpreis geht in die sechste Runde und verzeichnet einen neun Rekord bei den Einreichungen. In den sieben Kategorien kämpfen insgesamt 140 Spiele um den Sieg, sagte Peter Tscherne, Geschäftsführer der Stiftung Digitale Spielekultur, der dpa.

Der Preis wird an Spiele verliehen, die „kulturell und pädagogisch wertvoll“ sind. Das hat bereits vor zwei Jahren für harsche Kritik gesorgt, da damals das als „Ballerspiel“ betitelte „Crysis 2“ den Preis für das beste deutsche Spiel gewonnen hatte. Hinterher war man jedoch der Auffassung, dass das Spiel nicht „kulturell und pädagogisch wertvoll“ sei. Die Jury sah das jedoch anders:

„Mit Cryis 2 haben erstmalig Entwickler aus Deutschland technologisch, qualitativ und ökonomisch weltweit Publikum und Fachwelt überzeugt und begeistert. Eine eigene Technologie, die weltweit auch im Bereich Serious Games eingesetzt wird, eine mehr als Hollywood-Reife Präsentation, eine grafische, akustische und spielerische Qualität auf höchstem Niveau überzeugten die anwesenden Jurymitglieder. Eine mehr als beeindruckende Grafik, die ihresgleichen im Gamesbereich sucht, nimmt einen mit in das detailreich nachgebildete New York. Das von jungen Deutschen türkischer Abstammung gegründete Unternehmen Crytek ist – mit inzwischen 300 Mitarbeitern in Frankfurt am Main beheimatet – das internationale Aushängeschild von Retail-Spielproduktion und 3D Technologieherstellung Made in Germany . Das Spiel besticht zusammengefasst durch hohen Spielspaß, eine innovative Spielmechanik und eine herausragende Grafik.“
(Quelle: deutscher-computerspielpreis.de)

Die Kritik kam damals überwiegend aus der CDU/CSU-Fraktion. Wolfgang Börnsen distanzierte sich in einer Stellungnahme bereits von der Nominierung. Ihm zufolge dürften „Sogenannte Killerspiele (…) nicht honoriert werden, auch wenn sie technisch noch so ausgereift sind“. Laut den Unionspolitikern würde das Spiel sogar gegen das Grundgesetz (Artikel 1, Satz 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“) verstoßen, die Nominierung wäre also „nicht vertretbar“ gewesen.

Deutscher Computerspielpreis (Logo: deutscher-computerspielpreis.de)In diesem Jahr bahnt sich nun der nächste Eklat an, da der Nachfolger „Crysis 3“, von der Fachpresse als grandioser Actionhit gewertet wurde (GameStar: 92/100 Punkten, PC Games: 91%), an den Start geht.

Dabei hatte man es sich in der Vergangenheit bereits einfach gemacht, unangenehme Nominierungen im Vorfeld auszustechen. Bei der Verleihung 2010 wurde kurzerhand „Anno 1404“ nachnominiert, um die „Ab-18“- bzw „Ab-16“-Konkurrenz „Dragon Age“ und „Uncharted 2“ zu verdrängen. Das Ergebnis war durchaus skurril. Anno gewann in den Kategorien „Bestes deutsches Spiel“ und „Beste internationales Spiel“.

Betrachtet man die Liste der Gewinner stellt man schnell fest, dass viele namhafte Spiele fehlen. Der Grund ist die politische Korrektheit – Erwachsenenspiele sollen nicht ausgezeichnet werden.

Ob diese Einstellung einen Preis rechtfertigt, der ein kulturelles Abbild (immerhin sind Computerspiele 2008 offiziell als Kulturgut anerkannt worden) der Gesellschaft zeigen soll, ist damit fraglich. Immerhin schlossen sich der Deutsche Computerspielpreis und der Branchenpreis LARA 2011 zusammen, um Preise für „heikle“ Spiele über kommerzielle Partner abzuwickeln. Trotzdem bleibt der Computerspielpreis eine Farce.

Die Preise werden am 15. Mai gemeinsam von den Branchenverbänden BIU – Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. und G.A.M.E. e.V. sowie dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (CSU-geführt) vergeben. Insgesamt wurden in den letzten Jahren Preisgelder von 385.000 Euro ausgeschüttet.

Eric Paul (24) ist leidenschaftlicher Fotograf, Foto-Geek und Canon-Nerd. Sein Engagement gilt der WILD-Zeitung, bei der er für das Ressort Hirn-Strom schreibt. Digitales, Technik und Wissen sind die Hauptschwerpunkte – und darin geht er voll auf! Privat ist er immer mit seiner Kamera unterwegs und fängt Tiere, Events und geile HDRs ein. Weitere Artikel von Eric Paul
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