Glosse: Neues Buxtehuder Briefpapier
16.03.2014 von Nils Nordmann
Der Tourist hat’s gut: Er kann sich seine Städte aussuchen. Ab dem 28. April soll er sich Buxtehude aussuchen. Denn dann ist man endlich wieder wer. Nämlich eine Hansestadt.
Der brillant entworfene Hafen der Buxtehuder Stadtväter reichte bereits für eine aktive Hanse-Mitgliedschaft von 1363 bis 1591. Jetzt also die Rückkehr zum Glanz. Hansestadt Buxtehude. Eigentlich ist man nie weg gewesen. Gerade erst letztens war hier so richtig was los, als 1971 die deutsche Kinoavantgarde um Rudi Carrell und Ilja Richter den Klassiker Tante Trude aus Buxtehude drehte. Damals hatte ein strebsamer Bürgermeister seine Finger im Spiel. Er verhandelte den Film im Sinne Buxtehudes und bewahrte uns in letzter Sekunde vor Onkel Heinz aus Mainz. Der aktuelle strebsame Bürgermeister, Jürgen Badur, verspricht sich nun vom Hansetitel einen Imagegewinn und mehr Tourismus für seine 40.000-Menschen-Metropole.
Toll wird das alles in Zukunft. Schriftsteller werden nach Buxtehude kommen und in ihre Reisetagebücher schreiben: „Die Este liegt da und sieht aus.“ Das formulierte einst schon Kurt Tucholsky, Ilja Richters großes Vorbild, über die Riviera. Aber zurück zu Ilja Richter: Auch für die Unlyrischen unter den Touristen wird es spannend werden in der neuen Hansestadt. Erster Höhepunkt: Richter wird als Buxtehudes erster Ehrenbürger auf offiziellem hanseatischem Briefpapier niedergeschrieben. Das trifft sich gut, denn “neues Briefpapier muss sowieso bald gedruckt werden“, sagt Bürgermeister Badur.
Dass die Buxtehuder sich nun zur Hansestadt erklären, ist so als würde man sich im Jahr 2014 einen 80er-Walkman kaufen, um behaupten zu können, dass man schon früher zu den coolen Kids gehörte. Licht aus! Spot an! Hansestadt, jaaaa!
Quelle: Gnadenlos Platt. Platte lässt sich hier kaufen.
Eine Antwort hinterlassen