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Kommentar: Schule der schlechten Planung

Schüler einer fünften Klasse schreiben am 09.10.2013 im Theodor-Heuss-Gymnasium in Pforzheim (Baden-Württemberg), während einer Unterrichtsstunde. (Foto: Uli Deck/dpa)Als erstes Bundesland verabschiedet sich Niedersachsen vollständig vom achtjährigen Gymnasium (G8). Wie die niedersächsische Kultusministerin am Mittwoch bekanntgab, sollen vom Schuljahr 2015/2016 an alle Gymnasiasten ihr Abitur generell wieder in neun statt acht Jahren machen. WILD-Redakteur Andreas Maisch kommentiert diese Entscheidung:

 

Es gibt gute und schlechte Gymnasien; es gibt Gymnasien mit acht und Gymnasien mit neun Schuljahren. Doch beides hat nichts miteinander zu tun.

Nun kehrt Niedersachsen als erstes Bundesland wieder zum neunjährigen Gymnasium zurück. Die Begründung? Das Abitur sei “überhastet eingeführt” worden und habe “zu vielen Problemen geführt”.

Das Problem des Schulsystems ist jedoch nicht das achtjährige Gymmnasium – das wäre zu schlicht gedacht. Jede Reform ist nur so gut wie die Menschen, die sie umsetzen. Würde man nun allerdings radikal zu G9 zurückkehren, würde man nicht nur Lehrer und Schüler weiter verunsichern. Schlimmer: Man würde ausgerechnet diejenigen bestrafen, die G8 erfolgreich umgesetzt haben.

Der fatale Bildungs-Föderalismus – hier G8, dort G9 – zeigt, wie Deutschland mit seinen Kindern umgeht: planlos, sorglos, ahnungslos.

Das Rezept für ein erfolgreiches G8 ist einfach: Man zähle die jährlichen Schulstunden, lege die wichtigsten Themen für die Lehrpläne fest und verteile darauf die Stunden. Die übrigen Stunden bleiben für Orchideen-Fächer wie Philosophie übrig. Es ist nur eine Frage der Prioritätensetzung. Die Lehrpläne dürfen nicht überfrachtet werden.

Es gibt gute und schlechte Bildungspolitiker. Und die schlechten sind leider in der Überzahl.

Andreas M. (28) sammelt gelbe Briefe vom Bundeskanzleramt. Das sind die Briefe, mit denen die Beamten seine Informationsfreiheitsgesetz-Anfragen beantworten – und meistens ablehnen. Sein kritischer Blick durch eine Brille half Andreas bei einem Wettbewerb dabei, „Kritiker des Tages“ eines Berliner Radiosenders zu werden. Am liebsten ärgert er mit seinen Texten Lobbyisten. Weitere Artikel von Andreas M.
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