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Von der Hooliganista bis zur Stalkerin – diese fünf Frauen stehen auf Fußball

fußi-ichAuf der Welt sind Frauen in der Überzahl, in den Fußballstadien sieht das noch ganz anders aus. Das hat zur Folge, dass Frauen immer noch solche Sätze zu hören bekommen: “Echt? Du gehst ins Stadion? Wie kommt denn das? Ich meine, so als Frau?” So selbstverständlich männliche Fußballbegeisterung ist, so erklärungsbedürftig scheint die weibliche zu sein. Deswegen hat die WILD-Zeitung es sich zur Aufgabe gemacht, die fünf verschiedenen Typen an weiblichen Fußball-Fans bis ins Detail zu analysieren. Ähnlichkeiten mit Schwitzkasten-Redakteurin Franziska Ringleben und Personen aus ihrem Umfeld sind rein zufällig.

 

Die Hooliganista
Über etwas anderes reden als Fußball? Das kommt für die Hooliganista nicht infrage. Richtig Urlaub hat sie zuletzt gemacht, als sie bei Mama und Papa im Hotel noch im Zustellbett geschlafen hat. Denn heute verbringt sie ihre freien Tage immer da, wo ihre Mannschaft ist. Wenn „ihre Jungs“ im Trainingslager sind, steht sie täglich am Spielfeldrand – egal, ob in Belek, Abu Dhabi oder in der Lüneburger Heide. Schließlich ist sie der zwölfte Mann…äääh Frau und ohne sie läuft da nichts! Was sie dort anzieht? Ein Trikot natürlich. Auf dem Rücken steht eine große Zehn für Spielmacherin. Natürlich hat das ganze Team schon drauf unterschrieben. Das Wochenende gehört allein ihrem Verein: morgens vor dem Spiel trifft sie sich mit den anderen Hooliganistas im Fanhaus, um Bier zu trinken und die wichtigsten Fangesänge nochmal zu proben. Bei der Choreo im Stadion soll ja nichts schief gehen. „Zicke zacke zicke zacke hoi hoi hoi“ oder „Wer ist grün und stinkt nach Fisch“ klingen in den Ohren der Hooliganistas erst dann gut, wenn sie sich so richtig heiser gebrüllt haben. Wichtig dabei: Immer nur in einer Tonlage schreien, Abweichungen werden schließlich von den männlichen Kollegen mit kritischen Blicken bestraft.
Im Stadion sitzen würde sie niemals, die Hooliganista ist immer im Stehblock. Für den Fall, dass sie nichts sehen kann, weil alle vor ihr größer sind, hat sie ja ihr Handy mit der Toralarm-App. Wenn ihr Team verloren hat, stellt sie sich nach dem Spiel vor die Spielerbus-Einfahrt und pöbelt, was das Zeug hält. Auch dabei wichtig: Möglichst tief und in einer Tonlage. Der Kopf muss dabei leicht rot, die Fäuste geballt werden. Nie im Leben würde sie sich Frauenfußball angucken.

Papas Lieblingstochter
Ihr Vater hat zwei Dauerkarten im Familienblock, doch dann bekommt er drei Töchter. Kein Problem: Er macht aus der Jüngsten einfach Papas Lieblingstochter. Zum achten Geburtstag schenkt er ihr statt Barbie eine Uwe-Seeler-Biografie, zu Weihnachten gibt’s statt Ballettunterricht die HSV-Mitgliedschaft – auf Lebenszeit. Die Samstage verbringen sie im Stadion, abends darf sie sogar noch nach elf Uhr Fernsehen gucken, allerdings nur das Aktuelle Sportstudio. Ihr Zimmer streicht er in blau. Das sei doch ihre Lieblingsfarbe – ist ja klar?! Als Papas Lieblingstochter mitbekommt, dass ihr Lieblingsspieler Sergej Barbarez den Verein Richtung Leverkusen verlässt, wirft sie sich ihrem Vater weinend in die Arme. Als Barbarez seine Karriere ganz beendet, ist ihre Laune mehrere Wochen komplett im Keller. Wenn Papas Lieblingstochter irgendwann zuhause auszieht, streicht sie die neue Wohnung zwar nicht mehr in Blau, doch der HSV-Sammelband…der bleibt! Morgens liest sie zuerst den Sportteil in der Zeitung, am Samstag um 15.30 Uhr ist sie für 90 Minuten nicht mehr zu erreichen. Wenn ihr Verein verloren hat, spricht sie von „wir haben alles gegeben“ und „wir hatten den Schiri einfach nicht auf unserer Seite“. Generell nimmt Papas Lieblingstochter alles, was mit ihrem Verein zu tun hat, sehr persönlich.

Die Sammlerin:
Besonders wichtig ist der Sammlerin ihr Panini-Sammelalbum. Fehlende Sticker kauft sie bei Ebay oder tauscht sie beim nächsten Panini-Treff. Eintrittskarten von den Bundesliga-Partien laminiert sie und heftet sie in ihrer Sammelmappe ab. Mindestens zweimal die Woche steht sie auf dem Trainingsgelände ihres Lieblingsvereins – nicht, um zuzugucken, wie Standardsituationen geübt werden oder um sich ein Bild vom Fitnesszustand der Neuzugänge zu machen – das Spielfeld kann sie vom Eingang zur Spielerumkleide aus eh nicht erkennen. Dort steht sie nämlich mit Fotoapparat und Filzstift gewappnet, um Autogramme zu sammeln und sich mit jedem Kicker einmal ablichten zu lassen. Wichtig ist der Sammlerin dabei besonders, dass ihre Idole vorm Abknipsen den Arm um sie legen. Wenn ihre Idole das nur widerwillig machen und/oder grimmig gucken, nimmt sie das nicht persönlich. Jeder könne schließlich mal einen schlechten Tag haben. Anschließend übernimmt sie das Fotografieren, denn auch ihre drei Sammler-Freundinnen möchten Fotos mit Torwart, Trainer und Zeugwart. Die Bilder werden möglichst schnell gedruckt, dann beim nächsten Trainingsbesuch auch signiert und dann laminiert.

Die Stalkerin
Sie guckt Fußball nur, um ihren Lieblingsspieler zu sehen. Der hat nämlich so einen knackigen Hintern und so ein tolles Lächeln. Und die Haare hat er auch so schön. Nie im Leben würde sie das Stadion vor Abpfiff verlassen – sonst würde sie ja den Trikot-Tausch verpassen. Kommentiert wird das Spiel von der Stalkerin nicht mit Pseudowissen, dafür aber mit Kommentaren á la „aaaaaaaaach, der ist aber süß“. Was Abseits ist, weiß sie wahrscheinlich schon, erklärt sie aber einfach nicht so gerne. Die anderen Spieler aus der Mannschaft kennt sie nicht, den einen dafür aber umso besser. Sie weiß zufällig, wo er am liebsten essen geht. Das ist nämlich komischerweise auch ihr Lieblingsrestaurant. Gleiches gilt für seine Lieblingsdisco, sein Lieblingscafé und seinen Lieblings-Sneakerladen. Natürlich hat sie ein Foto mit ihm zusammen gemacht. Das steht jetzt im Silberrahmen auf ihrer Fensterbank zwischen den Fotos von ihrer Konfirmation und der Abifeier. Neben dem Studium verwaltet sie seine Fan-Homepage.

Die Mitläuferin
Die Mitläuferin guckt nur Fußball, wenn EM oder WM anstehen. Besonders wichtig: Vor und während des Länderspiels setzt die Mitläuferin bewusst auf Reizüberflutung durch unzählige Fan-Artikel. Besonders beliebt sind dabei Blumenketten, Schals, Armbänder, Haarreifen, Schminke und Nagellack. Alles ist plötzlich schwarz-rot-gold. Da lässt sich die Mitläuferin nicht zweimal zum Kauf auffordern und nimmt alles mit, was sie kriegen kann. Wenn unsere National-Elf dann auch noch souverän ins Halbfinale kommt, folgt Runde Nr. 2 im Kampf um die meisten Fan-Accessoires. Und die wollen beim Spiel dann natürlich auch präsentiert werden. Zum Teil schwingt bei der Mitläuferin aber auch etwas Gruppenzwang mit. Welche Frau, die in einer Beziehung steckt, lässt ihren attraktiven Partner schon gerne alleine auf die Fanmeile? Bundesliga guckt sie sich nur in Ausnahmefällen an und dann auch nur, wenn eine größere Männeransammlung garantiert ist. Wo kann man schließlich sonst möglichst viele Männer und gleichzeitig möglichst wenige weibliche Konkurrentinnen treffen, als in der Fußball-Kneipe?! Fällt ein Tor, springt die Mitläuferin mit Prosecco in der Hand in die Höhe und stößt anschließend mit ihrer besten Mitläufer-Freundin lautstark an. So ist sichergestellt, dass keiner die beiden Mitläuferinnen übersehen kann.

Franziska Ringleben (23) streitet ab, in HSV-Bettwäsche zu schlafen. Auch wenn man ihr das bei der WILD-Zeitung durchaus zutrauen würde. Ihre liebsten Fan-Gesänge in der Schwitzkasten-Redaktion sind „Schalalala“ oder „ufta ufta, ufta, tätärä“. Ihr traumatischstes Erlebnis? 1998 wurde ihr volles Panini-Heft geklaut. Täter bis heute nicht gefasst. Hinweise bitte an franziska.ringleben@wildzeitung.com Weitere Artikel von Franziska Ringleben
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